Einsatzkräfte gleich dreimal gefordert
Gemeinsam beweisen Feuerwehr, THW und Rotes Kreuz Schlagkraft
Michelstadt. Realistisch wie aus dem wahren Leben gegriffen war die unter der Gesamtleitung von Stadtbrandinspektor Gerd Beller stehende Jahreshauptübung der Freiwilligen Feuerwehr in Verbindung mit dem Technischen Hilfswerk und der DRK-Bereitschaft, die am Samstag vor einer großen Zuschauerkulisse auf dem Gelände des Reiseunternehmens Wissmüller gleich dreimal die Einsatzkräfte forderte. Beim Entladen von angelieferten Materialien waren durch unsachgemäße Sicherung zwei Fässer mit Schwefelsäure und Cyanwasserstoff von der Ladefläche des Transportfahrzeuges auf den Boden des Hofes gefallen. Unverzüglich sicherten die von der zentralen Leitstelle Odenwald alarmierten Spezialisten des Gefahrstoff-ABC-Zuges die Einsatzstelle, um auf diese Weise ein Abfließen des Gefahrgutes in die Kanalisation zu verhindern. Gleichzeitig galt es, die notwendigen Maßnahmen zur analytischen Bestimmung des Gefahrgutes durchzuführen, ebenfalls die Gefahrstoffmessungen und die Dekontamination. Die mit Ladekran-LKW angerückten THW-Helfer kümmerten sich um die Aufnahme des beschädigten Fasses und besorgten das Umladen der unbeschädigten Fässer. Für den Übungsablauf verantwortlich zeichneten Einsatzleiter und Gefahrstoff-Zugführer Jürgen Obier, dem für die Feuerwehr Guido Trenner und für das THW Gruppenführer Christopher Gasser zur Seite standen.
Kaum waren die von den Helfern benötigten Gerätschaften verstaut, als ein Brand im ersten Obergeschoss eines zweigeschossigen Lagergebäudes direkt an der Neuthor-Strasse angezeigt wurde. Im Dachgeschoss sowie im Obergeschoss wurden Personen vermutet, die durch die starke Rauchausbreitung keinen Zugang zum verqualmten Treppenraumausgang mehr hatten. So galt es, die Rettung der Eingeschlossenen aus dem Dachgeschoss über die Drehleiter und mit tragbare Leitern aus dem 1. Obergeschoss anzugehen. Die Brandbekämpfung im Innenangriff wurde durch den Haupteingang und das Treppenhaus sowohl von der Neuthor-Strasse als auch von der Hofseite vorgenommen. Da die Decke des im hinteren Erdgeschoss-Raum einzustürzen drohte, mussten die THW-Kräfte Abstützungen vornehmen. Der Vorausgerätewagen war mit dem Schnell-Einsatzzelt auf den Verbandsplatz in Stellung gegangen, von wo die DRK-Helfer unter Leitung von Bereitschaftsarzt Dr. Hans-Albert Frech die Verletzten nach der Erstversorgung zum Kreiskrankenhaus transportierten. Einsatzleiter war der stellvertretende Wehrführer Hans-Ludwig Knust, dem Feuerwehr-Zugführer Reiner Mohr, THW-Gruppenführer Christopherr Gasser und DRK- Bereitschaftsführer Thomas Schroth zur Seite standen.
Ebenfalls um eine Brandbekämpfung ging es beim Einsatz der Jugendfeuerwehr, die ihr Können an einem im rückwärtigen Hofbereich der Firma Wissmüller stehenden eingeschossigen Satteldach-Gebäude unter Beweis stellen musste. Angenommen war hier ein Feuer in der Karosseriewerkstatt mit Lackiererei, bei dem durch herabstürzende Deckenteile ein Mitarbeiter unter Balken eingeklemmt worden war. Hier galt es nach Sicherstellung der Wasserversorgung aus einem Hydranten, die Brandbekämpfung von der Hofseite und vom Wiesenweg einzuleiten, um auf diese Weise den eingeklemmte Firmenmitarbeiter in Sicherheit bringen zu können. Bei der Personenrettung mussten von der THW-Jugend hydrauliche Hebegeräte eingesetzt werden. Die Jugendlichen waren es auch, die sich um die Erstversorgung und für den Abtransport der verletzten Person kümmerten. Für die Einsatzleitung zeichneten Jugendfeuerwehrwart Alexander Seitz und THW-Jugendbetreuer Christopher Veit verantwortlich.
Bei der Manöverkritik in der Odenwaldhalle freute sich Stadtbrandinspektor Gerd Beller über das insgesamt effiziente Zusammenspiel der Hilfsorganisationen. Dass eine Übung dennoch auch anders ablaufen könne, machte er an der Drehleiter deutlich, die zwischen den Häuserfronten der engen Neuthor-Strasse nicht in die richtige Position für eine Personenrettung hatte gebracht werden können. Welcher Wert einer stets einsatzbereiten und schlagkräftigen Wehr beizumessen sei, belege die Zahl der Einsätze, die Beller für dieses Jahr bereits auf 147 bezifferte. Die Bürgermeister Reinhold Ruhr vertretende Stadträtin Elke Heusel zeigte sich beeindruckt von dem Leistungswillen der Helfer, die ihren Dienst an der Bürgergemeinschaft aus freien Stücken und ehrenamtlich erbrächten.
Keine leichte Aufgabe hatten die Gefahrengutspezialisten beim Umladen des lecken Chemie-Fasses in einen intakten Behälter.
In der engen Neuthor-Strasse klappte es diesmal nicht, die Drehleiter zur gefahrlosen Personenrettung in Position zu bringen.
Im Schnell-Einsatzzelt kümmerten sich Bereitschaftsarzt Dr. Hans-Albert Frech und DRK-Helfer um die Erstversorgung der geretteten Personen.
(Text und Fotos: Ernst Schmerker)
Bilder der drei Übungen